Plagiat und Strategie von Annette Schavan

Gott liebt Annette Schavan.

Oder auch der Teufel, je nach Blickwinkel.

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Können solche Augen plagiieren?

Wer sich die Mühe macht, einmal auf schavanplag.wordpress.com ein paar Fundstellen anzuschauen, gar zu lesen, der wird unweigerlich zugeben müssen, dass diese Dame ihre Dissertation 1980 plagiiert hat. Oder im Volksmund: Sie hat eindeutig bei anderen abgeschrieben und alles als eigenes Werk verkauft.

In der wohlwollenden Presse wird trotzdem immer gern auf ihr Opfer, Theodor zu Guttenberg verwiesen und Schavans Betrug heruntergespielt als „nicht so gravierend wie bei Guttenberg“ und damit zu Unrecht relativiert. Insgesamt ist es erstaunlich, wie harmlos man in den Medien mit dieser Plagiatorin umgeht: Zwar ist es schon unfassbar, dass ausgerechnet die Wissenschaftsministerin Deutschlands durch ein Plagiat ihren „Doktor“ erschwindelt hat, aber noch unglaublicher ist, dass Deutschlands Journalisten offenbar keine Ahnung von den Beziehungen zwischen Schavans Ministerium und den Wissenschaftsorganisationen haben: Letztere werden nämlich weitgehend vom Steuerzahler durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung – an dessen Spitze „Dr.“ Annette Schavan steht – finanziert.

Und selbstverständlich kann dieses Ministerium auch einzelne Honorarverträge mit Professoren schließen, indem es mal eben Studien in Auftrag gibt, die niemand braucht. Natürlich nur an wohlgefällige Professoren.

Gerade die letzten Monate haben gezeigt, wie gut sich Frau Schavan vernetzt hat: Nachdem sich die Universität Düsseldorf nun endlich bequemt hatte, eine Untersuchung einzuleiten und so dumm war, das Gutachten zum Plagiat zu leaken, gab dies Schavan nicht nur die Chance vom eigentlichen Plagiat abzulenken und die Indiskretion ins Zentrum der Wahrnehmung zu rücken – nein, auch die Presse fiel auf diesen Trick herein.

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SchavanPlag sitzt tief

Und kein Journalist argwöhnte Korruption, als sich diverse Professoren aus der Forschungsszene, deren Institute und Organisationen direkt und indirekt von Schavan finanziert werden, sich plötzlich hinter sie stellten und ihr Plagiat herunterspielten, gar mit unakademisch-dümmlichen Argumenten befeuerten, alles sei völlig in Ordnung und im übrigen nach über 30 Jahren verjährt.

Mit solch einer Argumentation dürfte auch ein Dieb seine Beute nach 30 Jahren behalten. Entführungsopfer wie Oetker und Reemtsma dürften soetwas mit Interesse sehen und die Entführer sich freuen.

Dass die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) keine Attacken gegen Annette Schavan fährt – jedenfalls solange die entsprechenden Artikel von Schavans Partnerin Heike Schmoll (die gelegentlich auch Moderationen von Veranstaltungen des Ministeriums übernimmt – gegen Honorar selbstverständlich) geschrieben werden – verwundert nicht. Aber dass sogar mutmaßlich seriöse Zeitungen wie die Süddeutsche (SZ) merkwürdig zaghaft mit dem Betrugsfall Schavan umgehen, ist allerdings schon mehr als erstaunlich. Aber es soll ja auch Journalisten geben, die für Begleitflüge in ferne Länder mit der Ministerin so einiges tun.

Bleibt als einziges deutsches Blatt nur die BILD, die sich hoffentlich nicht an Frau Schavan verkauft und sich an ihre maßgebliche Rolle beim Sturz von Guttenberg erinnert.

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4 Kommentare zu “Plagiat und Strategie von Annette Schavan

  1. Katharina vom Tanneneck Januar 20, 2013 um 9:24 pm Reply

    Wenn Schavan den Titel behält, dann ist er natürlich gekauft oder anderweitig bezahlt worden. Das nennt man dann auch Korruption oder Vetternwirtschaft. Hätte Frau Schavan Anstand, wäre sie schon zurück getreten. Es scheint recht schön zu sein für Frau Schavan, Macht auszuüben! Sonst würde sie nicht so sehr an ihrem Sessel kleben. Audgesorgt hat sie doch schon lange!
    Solche Volksvertreter sind grauenenhaft!

  2. B. Januar 21, 2013 um 12:27 pm Reply

    Reamonn: Supergirls don’t lie.
    vgl. Tagesspiegel:
    Niklas Luhmann: „Während Fehler in diesem Handlungsbereich möglicherweise peinlich, dann aber doch schnell reparierbar sind, wiegen Fehlhandlungen und -reaktionen schwerer, mit denen ,ganze Rollenbereiche diskreditiert’ werden.“
    Dies sei etwa der Fall, „,wenn einem Gelehrten Plagiate nachgewiesen werden’“, zitiert Schavan Luhmann.

  3. Schavan entzweit die Wissenschaft Januar 22, 2013 um 11:28 am Reply

    Zur finanziellen Abhängigkeit der „Allianz“ bzw. die Korruption in der deutschen Wissenschaft:
    http://www.lto.de/recht/hintergruende/h/annette-schavan-plagiat-universitaet-duesseldorf-wissenschaftsrat-doktortitel/

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